Unsere Ortsmitarbeitende (OM's)

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Ortsmitarbeitende

Unterwegs mit den stillen Held:innen der Zürcher Wanderwege

Gut 3 000 Kilometer lang ist das Netz der Wanderwege, das sich wie gelbe Lebensadern durch den Kanton Zürich zieht. Was viele Wanderer nicht wissen: Hinter jeder strahlenden Tafel, jedem frisch gemalten Rhombus und jedem freigeschnittenen Pfad steckt freiwillige Arbeit. 220 Ortsmitarbeitende sorgen ehrenamtlich dafür, dass wir uns zu jeder Jahreszeit sicher orientieren können. Wir haben drei Freiwillige bei ihrem Frühlingsrundgang begleitet.

Ein Start in den Tag: Mit Peter auf Frühlingsrundgang

Es ist kurz vor acht, als Peter Albertin seine Werkzeugtasche in den Kofferraum legt. Auf dem Parkplatz in Bauma liegt noch Tau auf den Wiesen, doch für den Hittnauer ist es der perfekte Moment, „das Gelb der Wegweiser zum Leuchten zu bringen“, wie er sagt. Seit 2024 betreut der 50‑Jährige die 21 Kilometer langen Wanderwege im Sektor Bauma Süd – ein Ausgleich zum Büroalltag und gleichzeitig eine Herzensangelegenheit: „Als Wanderleiter verdanke ich den Zürcher Wanderwegen unzählige Erlebnisse. Jetzt gebe ich etwas zurück.“

Peter beginnt seinen Frühlingsrundgang an einem unscheinbaren Dorfrand. Mit ein paar Handgriffen richtet er eine verbogene Metallstange, ersetzt kaputte Blechrohmben oder reinigt die verschmutzten Wegweiser. „Es gibt nichts Schöneres als glänzende Tafeln“, lacht er. Die Arbeit ist vielseitig und gerade nach den Wintermonaten gibt es einiges zu tun: Durch die Holzarbeiten im Winter fehlt plötzlich der Baum mit der Wegmarkierung, daher muss eine neue Lösung – etwa frisch gemalte Rhomben oder Blechrhomben an einem Baumstumpf – gefunden werden, um die Markierung wieder eindeutig sicherzustellen. Auch kontrolliert Peter nach Winterstürmen Brücken und Geländer, ob beispielsweise ein Brett fehlt. Nach heftigen Regenfällen meldet er Hangrutsche an die Kreisleitung*, die das Tiefbauamt informiert. 

*Kreisleiter:in: Der Kanton Zürich ist in 33 Kreise eingeteilt. Jeder Kreis wird von einer Kreisleiterin bzw. einem Kreisleiter betreut. Diese Person koordiniert sämtliche Aufträge der Technischen Leiterin mit den Ortsmitarbeitenden (siehe Abschnitt «Abläufe»).

Rohmbus Maler V2

Eine ruhige Hand ist gefragt beim Rhombus malen.

OM bei der Arbeit

Peter im Einsatz

Gemalter Rohmbus an Eisenbahnbrücke

Gemalter Rohmbus an Eisenbahnbrücke

Der Zauber der Begegnung

Während Peter einen Wegabschnitt zwischen Bliggenswil und Stoffel neu markiert – hier hat die Forstwirtschaft mehrere Bäume gefällt – bleibt eine junge Bauernfamilie stehen. Fasziniert beobachten die Kinder, wie der gelbe Lack trocknet. „Sie haben mich spontan auf Kaffee und Kuchen eingeladen“, erzählt Peter später. Solche Momente machen den Unterschied: „Man spürt direkt, dass unsere Arbeit ankommt.“ Doch es gibt auch knifflige Episoden, wenn zum Beispiel Werbe‑Sticker oder Graffiti eine Tafel verwüsten, oder wenn Fair‑Play‑Schilder für Mountainbiker wiederholt beschädigt werden. Dann heisst es: Geduld haben, neu montieren, weiterlächeln.


Christine und die grosse Schilderputzete

Auch Christine Marti kennt diese Mischung aus Routine und Überraschung. Ihr "Revier" sind die Wanderwege auf Rümlanger Boden. „Im Frühling steht zuerst die Schilderputzete an“, sagt sie und zieht mit einem Mikrofasertuch über die gelbe Fläche, bis der Schriftzug reflektiert. Haben Holzerarbeiten in den Wintermonaten stattgefunden, muss sie Markierungen kontrollieren und wenn nötig, neu signalisieren. In dieser Saison brachte die Umleitungssignalisation aufgrund der Renaturierung der Glatt besonders viel Arbeit mit sich. Neben dem Putzen der Schilder gehört es zu Christines Aufgaben, den Zustand der Wege regelmässig zu kontrollieren und Schäden an die Kreisleitung zu melden. Sie achtet darauf, dass die Signalisation vollständig, korrekt und gut sichtbar ist – eine Arbeit, die Sorgfalt und Ortskenntnis verlangt.

Viele Wandernde glauben, die Signalisation würden von einer Behörde betreut – bis sie Christine in ihrem blauen Vereins-T-Shirt treffen. Ein neugieriger Passant fragte sie kürzlich nach dem Aufwand und der genauen Tätigkeiten – und überlegt nun, selbst Ortsmitarbeiter zu werden. Wir würden uns über ein neues ZW-Gspändli auf alle Fälle freuen!

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Umleitung signalisieren

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Pinsel, Farbe und Blechrhombus

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Christine mit Herzblut unterwegs


Der „Hüter der Pfade“

Noch poetischer beschreibt es Urs Buchli, ein langjähriger Freiwilliger, seine Rolle: „Ich bin der aufmerksame Gärtner meiner Wanderwege, jeder Handgriff ein Gebet für die Klarheit der Wegweisung. Meine Rapporte sind keine blossen Listen, sondern vielmehr liebevolle Beschreibungen der Seele der Wege, meiner Beobachtungen und meiner sorgsamen Bemühungen. Und wenn ich einem Wanderer begegne, bin ich nicht nur Auskunftsperson, sondern ein freundliches Gesicht am Wegesrand, ein lebendiger Teil des Wandererlebnisses. So webe ich, als Ortsmitarbeiter, ein unsichtbares Netz der Sorgfalt und Hingabe über die Zürcher Wanderwege. Ich bin einer der stillen Helden, die dafür sorgen, dass jeder Schritt in unserer wunderschönen Natur zu einem sicheren und unvergesslichen Erlebnis wird. Meine Arbeit ist ein Geschenk an alle, die die Stille der Wälder, das Zwitschern der Vögel und die sanfte Bewegung unter freiem Himmel suchen."

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Ueli im Einsatz

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Ruhige Arbeitskulisse

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Das Material immer griffbereit

Impressionen

Die Arbeit unserer Ortsmitarbeitenden in Bildern

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Vorher

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Nacher

Wander Weg vor Reinigung

Vorher

Wander Weg nach Reinigung V2

Nacher

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Verbogene Wegweiserstange

Fairplaytafeln vorher

Fairplay Tafel beschädigt

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Umleitung signalisieren

Gefallener Baum versperrt den Weg

Gefallener Baum versperrt den Weg

Aufgaben

Typische Handgriffe zu jeder Jahreszeit

  • Frühling
    • Schilder reinigen und befestigen
    • Winter- und Frostschäden erfassen
    • unterspülte Wege und Hangrutsche erkennen
    • Markierungen erneuern, wo der Winter Farbe und Schilder gezeichnet hat
    • Entwässerungen prüfen, damit Wasser abfliessen kann
    • Wegstrecken nach Holzschlag räumen, umgestürzte Bäume beseitigen oder absichern
  • Sommer
    • Brombeeren und junge Triebe zurückschneiden
    • Sturmschäden dokumentieren
    • verbogene Pfosten richten
    • Sicherheitseinrichtungen prüfen
    • temporäre Sperrungen und Umleitungen signalisieren
  • Herbst
    • Saisonbilanz ziehen
    • Schäden für den Winterunterhalt melden
    • Wegführung optimieren
    • Schlussrapport im Team

Besonderheiten im Frühling

Schäden durch Frost und Schnee: Nach der Schneeschmelze und den Frostperioden des Winters können Wegebeläge aufgeweicht, unterspült oder aufgerissen sein. Ich suche gezielt nach solchen Schäden, die die Trittsicherheit beeinträchtigen könnten. Auch Mauern, Treppen oder andere Wegbefestigungen können durch Frostsprengung gelitten haben.

Erdrutsche und Hangrutschungen: Die Kombination aus Schneeschmelze und möglicherweise starken Regenfällen im Frühjahr kann zu Erdrutschen oder Hangrutschungen führen. Ich achte auf frische Anzeichen solcher Ereignisse, die den Weg versperren oder gefährlich machen könnten.

Umgestürzte Bäume und Äste: Winterstürme und die Last von Schnee und Eis können dazu führen, dass Bäume umgestürzt sind oder Äste herabgefallen sind und den Weg blockieren oder gefährlich machen. Diese müssen entfernt oder zumindest gemeldet werden.

Überwucherung durch Vegetation: Mit dem Frühlingswachstum beginnt die Vegetation schnell wieder zu sprießen. Ich achte darauf, dass junge Triebe, Gräser und Büsche nicht in den Weg hineinwachsen und die Begehbarkeit einschränken oder die Sicht auf die Markierungen verdecken.

Zustand der Markierungen: Der Winter kann auch den Markierungen zusetzen. Farbe kann verblichen sein, Schilder können beschädigt oder verdreht sein. Ich überprüfe, ob alle Markierungen noch gut sichtbar und eindeutig sind.

Funktionstüchtigkeit der Entwässerung: Verstopfte oder beschädigte Entwässerungsgräben und -rohre können dazu führen, dass Wasser auf dem Weg stehen bleibt und ihn aufweicht. Ich prüfe, ob das Wasser ungehindert abfließen kann.

Wildschäden: In einigen Gebieten können Wildtiere im Winter oder frühen Frühjahr Schäden an Wegen oder der Infrastruktur verursacht haben (z.B. Aufwühlen des Bodens).

Besondere Aufmerksamkeit für sensible Bereiche: In Naturschutzgebieten oder in der Nähe von Brutplätzen achte ich besonders darauf, dass Wanderer die Wege nicht verlassen und die Natur nicht stören.

Erster Eindruck nach der "Winterpause": Der Frühlingsrundgang ist oft der erste nach einer längeren Periode mit weniger Wegnutzung. Es ist wichtig, einen umfassenden Überblick über den Zustand des gesamten Wegabschnitts zu gewinnen.

Abläufe

So funktioniert die Wanderweg-Signalisation im Kanton Zürich

Das 3000 Kilometer umfassende Wanderwegnetz im Kanton Zürich ist in 33 Kreise eingeteilt. Jeder Kreis wird von einer Kreisleiterin oder einem Kreisleiter betreut. Je nach Grösse des Kreises unterstützen eine Vielzahl von Ortsmitarbeitenden die Arbeit im Feld. In der Geschäftsstelle hält die Technische Leiterin Christine Füllemann alle Fäden in der Hand: Sie plant, koordiniert, bestellt das benötigte Material für den Einsatz im Feld und steht in engem Austausch mit der Fachstelle Fussverkehr des Kantons Zürich sowie weiteren kantonalen Stellen – etwa dem Tiefbauamt – wenn es um den Unterhalt oder die Projektierung neuer Wegabschnitte und Kunstbauten geht. Zum Team der Wanderweg-Signalisation gehören auch 6 bis 8 Mitarbeitende der Qualitätssicherung Signalisation. Sie sind jeweils von Juni bis Jahresende unterwegs und überprüfen punktuell die Wanderwege. Denn: Eine einwandfreie Signalisation ist unser kantonaler Auftrag.

Zwei Mal pro Jahr findet eine Schulung für neue ehrenamtliche Mitarbeitende statt.

Ueli Erb über seine Tätigkeit als Kreisleiter

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